Hashimoto-Thyreoiditis kann sich anfühlen, als würde dir dein eigener Körper Grenzen setzen, die du früher nicht kanntest.
Wenn sich Bewegung plötzlich schwerer anfühlt, als sie sollte, bildest du dir das möglicheweise nicht nur ein. Denn die Erkrankung beeinflusst nicht nur deine Schilddrüse – sondern auch deine Energie, Muskeln, Gelenke und die Fähigkeit, dich zu erholen.

Vielleicht merkst du:
- Deine Muskeln sind manchmal steif oder schwach
- Deine Gelenke fühlen sich instabil oder schmerzhaft an
- Du brauchst länger, um dich zu erholen
- Du bist sehr beweglich, aber es fehlt an Kraft
- Dein Herz-Kreislauf-System reagiert empfindlich – z. B. mit einem ungewöhnlich langsamen Puls, niedriger Belastbarkeit oder erhöhtem Blutdruck
Diese Faktoren verändern, wie du dich bewegst – und wie du Bewegung verträgst und kann zu unbewussten Bewegungsmustern führen, die langfristig Probleme machen: Gelenke werden überlastet, Schmerzen entstehen, Fehlhaltungen schleichen sich ein. Was dein Körper hier braucht, ist keine Leistungssteigerung – sondern gezielte Unterstützung.
Hashimoto-Thyreoiditis: Zwischen Normwerten und Realität
Viele Betroffene von Hashimoto-Thyreoiditis nehmen L-Thyroxin und haben laut Blutwerten eine gut eingestellte Schilddrüse – trotzdem fühlen sie sich nicht wohl. Warum? Weil die Autoimmunerkrankung weiterhin aktiv sein kann – unabhängig von den Laborwerten.
Mögliche Gründe:
- Individuelle Reaktion auf L-Thyroxin: Die ideale Dosierung ist von Mensch zu Mensch verschieden.
- Schwankungen & Schübe: Die Schilddrüse kann sich durch Entzündungsschübe ständig verändern – das beeinflusst die Hormonlage.
- Resorptionsprobleme: L-Thyroxin wird nicht bei jedem gleich gut aufgenommen – etwa durch Magen-Darm-Probleme oder Interaktionen mit Nahrung.
- T3-Mangel: Manche Menschen brauchen neben T4 (L-Thyroxin) zusätzlich das aktive Schilddrüsenhormon T3.
- Stress & Lebensstil: Stress, Schlafmangel, Ernährung und andere Erkrankungen wirken auf dein Hormonsystem.
- Psychosomatische Faktoren: Auch psychische Belastungen oder Unverträglichkeiten gegen das Medikament können Symptome verstärken.
Normale Werte = nicht automatisch beschwerdefrei. Hashimoto betrifft den ganzen Körper. Eine ganzheitliche Betrachtung – inklusive Bewegung, Ernährung, Stressmanagement und individueller Therapie – kann einen entscheidenden Unterschied ausmachen. Bewegung ist bei Hashimoto-Thyreoiditis wichtig, weil sie den Stoffwechsel anregt, Gewichtszunahme entgegenwirkt und die allgemeinen Symptome lindern kann. Sie verbessert zudem die körperliche Fitness und das Wohlbefinden, was besonders bei dieser chronischen Erkrankung hilfreich ist.
Die gute Nachricht also: Du kannst aktiv etwas für dich tun. Mit achtsamer Bewegung, gezielter Stabilität und liebevoller Selbstbeobachtung lässt sich dein Körper effektiv unterstützen.
Bewegung wirkt entzündungshemmend
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2024 zeigt: Moderate Bewegung aktiviert die Bildung sogenannter Myokine, also muskeleigener Proteine, die:
- systemische Entzündungen reduzieren,
- das Immunsystem regulieren
- und das Risiko von Autoimmun-Schüben senken können.
👉 Bewegung kann damit therapeutisches Potenzial haben – vorausgesetzt, sie wird dosiert und individuell angepasst.
Bewegungssymptome aus meiner Praxis
In meiner Arbeit mit Klient*innen, die von Hashimoto-Thyreoiditis oder anderen Autoimmunerkrankungen betroffen sind, beobachte ich häufig:
- Hypermobilität und Instabilität in Hüften, Knien, Ellenbogen und Wirbelsäule
- Überdehnung durch unbewusstes Überlasten, besonders im Yoga oder Stretching
- Geringe Gelenkstabilität trotz hoher Beweglichkeit, auch bei erfahrenen Yoginis

Unbewusste, unsaubere Bewegung kann auf Dauer ernsthafte Folgen haben – besonders bei Gelenkinstabilität oder Bindegewebsschwäche, wie sie bei Hashimoto-Thyreoiditis häufiger vorkommt:
- Gelenkverschleiß (Arthrose) durch dauerhafte Fehlbelastung
- Überlastungssyndrome in Schultern, Ellbogen, Knien oder der Lendenwirbelsäule
- Wiederkehrende Verletzungen durch unzureichende muskuläre Stabilität
- Chronische Schmerzen durch kompensatorische Bewegungsmuster
- Frühzeitige Ermüdung und Erschöpfung, weil der Körper permanent gegeninstabil arbeitet
Gerade Menschen mit viel Beweglichkeit (z. B. durch Yoga-Erfahrung) sind besonders gefährdet – denn das „Mehr“ an Bewegung täuscht über das „Weniger“ an Kontrolle hinweg. Deshalb ist achtsame Bewegung mit Stabilitätsfokus so entscheidend – auch (und gerade), wenn keine akuten Beschwerden vorliegen.
🧘♀️ Yoga und Bewegung: Eine heilsame Kombination – mit Achtsamkeit
Yoga kann ein wunderbares Werkzeug sein – wenn du es an deine Bedürfnisse anpasst. Nicht jeder Yogastil eignet sich bei Hashimoto-Thyreoiditis und je nach Beschwerden. Tiefe, passive Dehnungen und „perfekte“ Ausrichtung führen bei hypermobilen oder empfindlichen Gelenken oft zu Überlastung. Selbst erfahrene Yogalehrende bemerken ihre eigenen Muster nicht immer – und viele Online-Inhalte (auch professionelle) zeigen Posen, in denen Gelenke nicht ausreichend stabilisiert sind.
Das ist keine Kritik, sondern eine Erinnerung: Mehr Bewusstsein für Körpersignale und Verständnis für Bindegewebe tut uns allen gut – auch Profis.

Vielleicht magst du Yoga gerade, weil dir Beweglichkeit leichtfällt oder du dich in langen Dehnhaltungen wohl fühlst. Oft ziehen wir intuitiv das an, worin wir gut sind. Du musst auf Dehnen nicht verzichten – aber entscheidend ist, wie du dehnst:
- Aktiviere in der Dehnung – statt dich „hineinsinken“ zu lassen
- Fokussiere auf Muskelkontrolle statt maximale Tiefe
- Vermeide langes passives Halten am Bewegungsende
- Priorisiere Stabilität über Flexibilität
Was ist mit dem Herz? Hashimoto-Thyreoiditis & Kreislauf
Wie eingangs bereits erwähnt, kann Hashimoto neben Muskeln, Gelenken und dem Energiestoffwechsel auch dein Herz-Kreislauf-System beeinflussen. Nach dem Blick auf Beweglichkeit und Gelenkstabilität lohnt es sich, diesen Aspekt gezielt zu betrachten – besonders dann, wenn du bei körperlicher Aktivität Symptome wie Kurzatmigkeit, Schwindel oder Herzklopfen bemerkst.
Die Auswirkungen betreffen nicht nur die Muskulatur, sondern auch das Herz. Besonders bei nicht optimal eingestellter Schilddrüsenfunktion kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- verlangsamter Puls (Bradykardie)
- niedrige Herzleistung → Müdigkeit, Kältegefühl
- erhöhter Blutdruck (v. a. diastolisch)
- erhöhte Cholesterinwerte
- langfristig: Risiko für Arteriosklerose
Besonders bei neu diagnostizierter Hypothyreose oder unbehandeltem Hashimoto sollte Ausdauertraining mit Bedacht erfolgen.
🧭 Bewegung trotz Herzbelastung – so geht’s
Wenn du bei Bewegung Symptome wie Kurzatmigkeit, Herzklopfen, Schwindel, Druckgefühl in der Brust feststellst, dann:
- 🩺 Lass dich ärztlich abklären
- 📉 Behalte Puls und Belastung im Blick
- 🚫 Meide intensive Belastungsspitzen oder Hitzeschocks
- 🚶♀️ Setze auf ruhige Ausdauerformen: Gehen, Schwimmen, leichtes Radfahren, Wassergymnastik
Mit der richtigen Medikation und Trainingsanpassung kann sich die Herzfunktion sogar verbessern.
🧘♀️ Integrative Bewegung = Herzenssache
Sanfte, ganzheitliche Methoden wie Yoga, somatische Körperarbeit, Qi Gong oder achtsames Gehen fördern nicht nur dein Herz, sondern auch:
- ein ausgeglichenes Nervensystem
- weniger chronische Entzündung
- bessere Atmung und Sauerstoffverwertung
- Sicherheit im Umgang mit Erschöpfung oder Angst während Bewegung
💡 Tipp: Integriere atemzentrierte Übungen, um deinen Vagustonus zu stärken – das verbessert die Herzfrequenzvariabilität (HRV), ein wichtiger Marker für Resilienz bei Autoimmunerkrankungen.
Tipps für gesunde Bewegung bei Hashimoto-Thyreoiditis
Basierend auf Empfehlungen von Medpertise.de, Mayo Clinic & meiner Arbeit:
- Fang langsam an & wärme dich gut auf
- Baue Gelenkstabilität mit funktionellen Übungen auf
- Setze Priorität auf muskuläre Kontrolle statt Dehn-Tiefe
- Bewege dich regelmäßig, aber moderat
- Wähle gelenkschonende Aktivitäten: Gehen, Schwimmen, Radfahren, sanftes Krafttraining, (therapeutisches) Yoga
- Höre auf deinen Körper – nicht auf Kalorien- oder Zeitziele
- Unterstütze dein Nervensystem: mit Atemarbeit, Mobilisation, Erdung
- Vermeide oder reduziere Training während eines akuten Schubs



Gerade bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis ist es sinnvoll, mit Fachpersonen zusammenzuarbeiten, die die spezifischen Bedürfnisse bei Bewegung und Training kennen – insbesondere im Hinblick auf Gelenkstabilität, Kreislaufbelastung und Erschöpfungstoleranz. Achte darauf, dass deine Therapeutin, Trainerin oder Yogalehrender Erfahrung im Umgang mit chronischen Erkrankungen hat und individuelle Anpassungen vornehmen kann.
🕵️♀️ Fitness-Tracker: Ein smartes Hilfsmittel
Ein Fitness-Tracker kann dir helfen, mehr Bewusstsein für deinen Körper zu entwickeln. Besonders bei Hashimoto-Thyreoiditis ist das ein echter Mehrwert – denn dein subjektives Empfinden kann je nach Tag stark variieren. Achte besonders auf:
- Herzfrequenz & Pulsvariabilität (HRV): Sie zeigen dir, wie erholt dein Körper ist – wichtig, um Überlastung zu vermeiden.
- Schlafqualität & -dauer: Schlechter Schlaf kann Symptome verschärfen – regelmäßiges Monitoring hilft dir, gute Routinen zu erkennen.
- Aktivitätslevel & Regeneration: Tracker helfen dir, nicht nur Aktivität, sondern auch Erholung bewusst zu planen.
- Stresslevel (wenn unterstützt): Gibt dir Hinweise, wann es Zeit ist, runterzuschalten.
Wichtig: Nutze den Tracker als Reflexionshilfe, nicht als Antreiber. Dein Körper bestimmt den Rhythmus.
💬 Abschließender Gedanke
Dein Körper ist nicht zu schwach oder zu sensibel für Bewegung. Er möchte bewusst, stabil und mit Feingefühl bewegt werden. Mit dem richtigen Wissen, professioneller Begleitung und Selbstmitgefühl kann Bewegung von einer Herausforderung zu deiner größten Ressource werden – ganz individuell und heilsam.
Du möchtest deinen Körper bewegen – aber sicher, stabil und auf deine Weise?
Im Einzelsetting unterstütze ich dich mit therapeutischem Yoga, achtsamer Körperarbeit und gesundheitsorientiertem Coaching. Gemeinsam finden wir heraus, was dir guttut – jenseits von Leistungsdruck oder starren Bewegungsplänen. Für mehr Stabilität, Energie und Vertrauen in deinen Körper – ganz individuell, mit Feingefühl und fachlicher Begleitung.
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